In Überzahl verspielt die TSG zunächst eine 2:0-Führung gegen Rottenburg. Doppelpacker Tim Seidler erzielt kurz vor Schluss doch noch den 4:3-Siegtreffer.
Denkbar schlecht hatte es der Wettergott am Samstagnachmittag mit der gastgebenden TSG Hofherrnweiler-Unterrombach und Aufsteiger FC Rottenburg gemeint. Pünktlich zu Spielbeginn öffnete der Himmel alle Schleusentore und es begann zu schütten wie aus Kübeln. Dies tat dem Spielfluss zunächst überhaupt nicht gut. In den ersten zwanzig Minuten waren beide Teams ausschließlich aus der Distanz zu Schüssen gekommen. Den gefährlichsten wehrte Joshua Barth halbhoch rechts ab. Mit der ersten echten Torannäherung ging die TSG dann allerdings sofort in Führung.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde stand Mert Arslan – sonst nicht gerade für seine Kopfballstärke bekannt – nach einer Hereingabe am langen Pfosten blank und nickte unbedrängt ein. Auch in der Folge gab es wenig erwähnenswerte Torchancen. Kurz vor dem Pausenpfiff wäre es für die Hausherren allerdings beinahe noch besser gekommen, als sich Jermain Ibrahim geschickt um einen Gegenspieler drehte und ins Eck abschloss. Rottenburgs Torwart Julian Häfner reagierte allerdings sensationell mit dem linken Fuß und parierte.
Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie wie aus dem Nichts extrem Fahrt auf. Keine vier Minuten waren gespielt, als Daniel Angerer völlig übermotiviert im Mittelfeld Damjan Bucan mit offener Sohle am Knöchel erwischte. Folgerichtig spielte die Faberelf ab diesem Moment in Überzahl. Dies nutzte das Team auch sofort aus und erhöhte durch Tim Seidlers Kopfball auf 2:0. Auch an diesem Tor hatte Mert Arslan als Vorlagengeber Aktien.
Mit einem Mann mehr auf dem Feld und einer deutlichen Führung im Rücken war nun davon auszugehen, dass die Begegnung entschieden wäre. Doch Rottenburg gab nicht auf und kam direkt im Gegenzug zum Anschluss, als Kapitän Lukas Behr eine Flanke von links mit dem Kopf verwandelte. Nun hatten die Gäste Morgenluft gewittert und versuchten es weiter offensiv. Und direkt klingelte es wieder im Kasten der TSG. Nachdem eine Hereingabe von rechts über Umwege in den völlig verwaisten Rückraum abprallte, zog Maxime Ackermann direkt ab und verwandelte unten links zum überraschenden Ausgleich. Doch auch die TSG war nun angestachelt und ging ihrerseits im direkten Gegenstoß wieder in Führung. Nach Nicola Zahners Eckball auf den ersten Pfosten ließ Simon Lechleitner den Ball über sein eigenes Haupthaar sowie den FCR-Schlussmann ins lange Eck gleiten. Damit war bereits der vierte Treffer in nur acht Minuten gefallen.
Leichte Abkühlung nach unfassbaren 8 Minuten
Diese Schlagzahl konnte die Partie witterungsbedingt kaum mehr halten und die Qualität flachte zusehends ab. Auf einem Geläuf, das durch teils sintflutartigen Regen mitunter an das WM-Halbfinale 1974 in Frankfurt erinnerte, blieb der Ball immer wieder unvermittelt stehen. Passstafetten waren nahezu unmöglich und so wurde beiderseits nur noch mit langen Bällen agiert. Eine dieser Flanken aus dem Halbfeld segelte nach 75 Minuten in den Weilermer Strafraum, wo René Hirschka am höchsten stieg und Joshua Barth im Heimtor überwand. Trotz der Unterzahl agierte der Aufsteiger weiterhin mutig, was ihm in der 83. Minute zum Verhängnis wurde.
Die Abwehr des FCR war etwas zu weit aufgerückt und so lief Mert Arslan allein aufs Tor zu. Innenverteidiger Stanislav Votentsev war noch vor dem Strafraum zur Notbremse gezwungen und flog vom Feld. Auch in nun doppelter Überzahl waren lange Bälle weiterhin das Mittel der Wahl gegen Rottenburger, die den Punkt selbstredend mit allen Mitteln verteidigen wollten. Jedoch schlug Marc Wagemann in der 87. Minute von der Mittellinie einen perfekten Ball auf den einstartenden Tim Seidler, der erneut seinen Kopf hinhielt und den Ball aus etwa 13 Metern ins Eck verlängerte. Der Doppelpacker aus der eigenen Jugend war an diesem Tag der Matchwinner, denn Rottenburg kam nicht mehr gefährlich vors Tor.
Verrückter zweiter Abschnitt
Nachdem beide Mannschaften in Hälfte eins große Probleme hatten, sich mit der Witterung zu arrangieren, passten sie ihr Spiel nach der Pause erkennbar an. Bezeichnend dafür war, dass von sieben Toren sechs Kopfbälle waren. Spielerisch werden beide Trainer vermutlich wenig aus der Partie mitnehmen können – abgesehen von dem Wissen, in den nächsten Trainingseinheiten noch einmal am Stellungsspiel der eigenen Defensivreihe bei hohen Bällen zu arbeiten. Für die TSG bedeuten die drei Punkte den Verbleib auf Platz sechs in der Tabelle und Kontakt zur Spitzengruppe der Liga. Rottenburg rutscht auf Relegationsplatz 12 ab. In der kommenden Woche muss die Elf aus der Weststadt erneut am Samstag ran. Gegner ist um 14 Uhr auswärts Heilbronn.
Tore: 1:0 Arslan (31.), 2:0 Seidler (54.), 2:1 Behr (55.), 2:2 Ackermann (58.), 3:2 Lechleitner (62.), 3:3 Hirschka (71.), 4:3 Seidler (87.)
TSG: Barth – Ruth, Wagemann, Lechleitner, Kurz – Bucan (70. Scherer), Zahner, Seidler (90. Sigloch), Sanyang (64. Freitag), Arslan (85. Schimmele) – Ibrahim
Von Patrick Schlipf