Schleuderbrettakrobatik Eindrucksvolle Party: Von den Anfängen mit Karl Weiland bis zum Landesleistungszentrum mit springenden Frauen.
Von Helmut Banschbach

Eigentlich war der 50. Geburtstag ja bereits im vergangenen Jahr, aus Termingründen musste die Feier jedoch auf Anfang April 2017 verschoben werden. Das tat der Wiedersehensfreude aber keinen Abbruch. Einige der „Alten“ hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen, etliche der Jungen waren den „Oldies“ noch nie von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden und staunten über die Fitness der Pioniere.
Die Weilemer feierten also ihr Altersjubiläum und im engeren Sinne sind damit die „5 Weilemer“ mit dem Schleuderbrett innerhalb der Sportakrobaten der TSG Hofherrnweiler-Unterrombach gemeint. Für die Laien unter den Lesern: Die Schleuderbrettler sind so etwas wie die Stabhochspringer unter den Akrobaten – nur ohne Stab. Dafür mit einer Art Wippe unter den Füßen. Auf die springt der Partner und du selbst fliegst hoch zur Decke – mit Salto in einen Sessel oder mit Salti und Schrauben auf die Matte.
Moderator Bernd Hegele, der selbst ein paar Funktionen bei den Sportakrobaten ausübt, sagte dazu: “Das ist ein Prickeln im Körper und ein unglaubliches Erlebnis, wenn alles klappt.“ Meistens tat es das bei den Kaspers, Hegeles, Hubers, Spaneys und wie sie alle heißen – im vergangenen halben Jahrhundert zählen die Schleuderbrettler jedenfalls zu den erfolgreichsten Aalener Sportlern und gewannen nicht weniger als 40 württembergische und ein Dutzend deutsche Titel mit ihren Sprüngen und Flügen.
Bei der munteren Party mit ausgezeichnetem Essen und Trinken, Gesprächen und Spielen im Vereinsheim waren TSG-Vorsitzender Achim Pfeifer und etliche jüngere Vorstandsmitglieder schon einigermaßen überrascht, als sie erfuhren unter welch teilweise primitiven Bedingungen die Altherren bei Trainerurgestein Karl Weiland trainieren mussten. Als „Matratzenspringer“ wurden die Weilemer nämlich dereinst belächelt. Weil das Runterspringen von der TSG-Bühne auf normale Turnmatten dicke Knöchel verursachte, mussten ausgediente Bettenmatratzen als gelenkschonende Unterlagen herhalten.
Die ersten „5 Weilemer“ Werner Kasper, Alfred Spaney, Hansjörg Hegele, Herbert Danner und Manfred Schmid ließen sich davon aber nicht beeindrucken und holten von 1972 bis 1977 nicht weniger als neun württembergische und fünf nationale Meisterschaften.
Die Entwicklung ging weiter, Sportler und Namen wechselten, die Auftritte auch. Mittlerweile waren die Weilemer in ganz Deutschland unter dem Namen „Fliegende Männer aus Aalen“ bekannt, traten neben den Wettbewerben bei Sportpressefesten in München und Stuttgart auf, waren beim Tele-Zirkus im Fernsehen, bei Vereinsfesten und Faschingsfeten sehr gefragt. Auch bei Auslandseinsätzen in Belgien, Holland, der Schweiz und vor allem in Spanien mit ihrer zirkusähnlichen Vorführungen.
Übrigens: Die Gewichtheber, Rasenkraftsportler und Kunstkarftsportler (Sportakrobaten) starteten jahrzehntelang im gemeinsamen nationalen „Kraftssportverband“. Mit der Neuausrichtung verschiedener Sportarten machten sich auch die Sportakrobaten selbstständig und gründeten 1974 in Hofherrnweiler den Württembergischen Sportakrobatik-Verband (WSAV). Mit Werner Kasper als 1. Vorsitzendem war und ist dies der einzige Sportverband mit Sitz in Aalen, sein Nachfolger wurde Bernd Hegele. Während sich die Sportakrobatik zur modernen Sportart wandelte, wurde auch die Vereinheitlichung der Disziplinen vorgenommen, international die Disziplinen Schleuderbrett und Trapez aus dem Wettbewerb gestrichen. Auch der Deutsche Verband schloss sich dieser Regelung an, allein der schwäbische Verband hielt an seiner Traditionsdisziplin fest.
Deshalb bedeutete die Einrichtung des Landesleistungszentrums Sportakrobatik (LLZ) in Aalen in der früheren Jahnturnhalle ein Segen. Durch bessere Technik und Umstellung des Sprungstils wurden die Sprünge immer höher, so dass selbst die 5,20 Meter Höhe der Bühne in der TSG-Halle schwierige Sprünge fast unmöglich machten. Im LLZ können die Schleuderbrettler nun sogar zu gleicher Zeit mit den Einzel- und Gruppensportlern trainieren.
Diese direkte Verbindung haben sich die Sportakrobaten zunutze gemacht, vermehrt werden Auftritte von Schleuderbrett und Sportakrobatik nicht nur zusammengemacht. Sondern auch die Damenwelt hat inzwischen großes Gefallen an Sprüngen und Flügen gefunden. Eine erste gemeinsame und gelungene Darbietung gab es 2016 bei der TurnGala in Aalen. Die derzeitigen „Weilemer“ Kathrin Goßgilion, Ann-Kathrin Schäffer, Larissa Schnee, Manfred Huber, Florian Renner und Tobias Hegele sind mit Herzblut bei der Sache und spätestens bei den Reichsstädter Tagen im September in Aalen wieder zu sehen.
Schleuderbrett in Daten
Im Laufe der 50 Jahre gab es 36 aktive Schleuderbrettler und Frauen. 28 von ihnen wurden württembergischer oder deutscher Meister. Insgesamt wurden 40 Landes-, zehn deutsche und zwei deutsche Jugendtitel gewonnen. Seit 38 Jahren steht Manfred Huber auf dem Brett und ist damit „dienstältester Weilemer“.

19 dereinst aktive und heute aktive Schleuderbrettler haben sich vor dem Sprungturm, von dem alles abhing, versammelt. Links der Vorsitzende Bernd Hegele, 5. von links in vorderer Reihe Ehrenvorsitzender Werner Kasper. Foto: ban